24.08.2024 - Bosnien & Hercegovina im MAG Lifestyle & Reisemagazin exklusiv - MAG Eisenbahnmagazin
Die schmalspurige Narentabahn wurde zwischen 1888 und 1892 zwischen Sarajevo und Metkovič an der Grenze zu Kroatien in Betrieb genommen. Die Fotos zeigen Motive der Eisenbahnbrücke über die
Neretva mit dem Zgrada Bunker sowie in und um Jablanica aus der dieser Zeit.
Die schmalspurige Bahn in Bosnischer Spurweite von 760 mm war bis Mitte der 1960er Jahre in Betrieb.
Ab 1963 wurde die schmalspurige Strecke von Sarajevo nach Ploče auf Normalspur umgebaut. Teilweise wurde die Trasse
der Schmalspurbahn genutzt, was noch heute an manchen Bahngebäuden der Ursprungszeit ersichtlich ist. Teile der Normalspurstrecke wurden neu trassiert und Bahngebäude im Stil der Zeit errichtet.
Aufgrund der gemeinsamen Verwaltung in der k. u. k. Monarchie durch die österreichische und ungarische Reichshälfte stammten 15 Maschinen der BHStB Reihe IIIb5 in Bosnien-Herzegowina Maschinen aus dem Werk Linz von Krauss und 8 Lokomotiven von der Budapester Maschinenfabrik MAVAG.
Bei der BHStB 1C1 Reihe IIIb5 handelte es sich um Heißdampflokomotiven mit drei Kuppelachsen und zweiachsigem Schlepptender für die Bosnische Spurweite 760 mm und wurden in den Jahren 1907 bis 1913 gebaut. Bei der JDŽ und späteren JŽ wurden diese Lokomotiven als Reihe 73 in das Nummernschema eingereiht. Charakteristisch für diese Baureihe ist das Krauss-Helmhotz Lengestell mit ihren 2zwei seitlich verschiebbaren Kuppelachsen. Diese Konstruktion ermöglichte höhere Traktionskräfte durch mehrfach gekuppelte und trotzdem gut bogenläufige Dampflokomotiven.
Die 1C1 JŽ 73-018, gebaut Budapest 1913 unter der Fabriksnummer 3286, ist museal in bestem Zustand am Freigelände des Museums „Bitka za ranjenike na Neretvi“ in Jablanica erhalten und steht auf einem der Widerlager der 1943 gesprengten Brücke der Narentabahn.
Vom Lokomotivtyp BHStB Reihe IIIb5 sind nur mehr drei Exemplare, davon zwei als Denkmallokomotiven und eine betriebsfähig erhalten. Neben der Denkmallokomotive JDŽ 73-018 in Jablanica ist
die JŽ 73-002 in der Fahrzeugsammlung am Bahnhof in Požega in Serbien museal erhalten.
Die JŽ 73-019 befindet sich im Eigentum der Salzburger Lokalbahn, ist betriebsfähig erhalten und an die Pinzgauer Lokalbahn vermietet. In Erinnerung an die abwechslungsreiche Geschichte trägt die
heute als Ds 9 bezeichnete Lokomotive auf einer Seite die Beschilderung der BHStB und auf der Heizerseite jene der JŽ.
Die Eisenbahnbrücke, eine Eisengitterkonstruktion mit umgekehrten Bogen an der Unterseite der Brücke, wurde 1888 eingleisig zur Überbrückung der Neretva für die schmalspurigen Narentabahn in Jablanica errichtet. Diese war bis 1943 durchgehend befahrbar und durch den Neubau der gesprengten Brücke bis bis Mitte der 1960er Jahre in Betrieb.
Im 2. Weltkrieg zerstörten Titos Partisanen zwischen dem 1. und 4. März 1943 alle Brücken über die Neretva und Rama, von Karaula bis Ostrožac und eben auch die Brücke über die Neretva in
Jablanica. Eine Behelfsbrücke aus Holz, errichtet zwischen dem 7. und 8. März von de Partisanen, ermöglichte diesen die Neretva zu Fuß zu überqueren.
Im August 1943 baute die Deutsche Wehrmacht eine neue Brücke für die Eisenbahn. Die Eisenbahnbrücke wurde als Gitterbrücke mit rechteckigem Querschnitt und einer Spannweite von 78 m errichtet und
stützte sich auf die beiderseits vorhandenen Brückentragwerke aus Stein.
Diese Brücke wurde 1968 während der Dreharbeiten zum Oscar nominierten Film von Regisseur Bulajić „Schlacht an der Neretva“ gesprengt. Das Gitterwerk der Eisenbahnbrücke, die nach ihrem Abriss im Jahr 1968 auf das linke Ufer der Neretva fiel, ist bis heute erhalten. Durch das Hochwasser 1991 wurde der waagrechte Teil der Brücke, welcher knapp über der Wasserfläche gebaut wurde, von Wassermassen weggerissen und musste, finanziert von der bosnisch-herzegowinische Elektrizitätsgesellschaft, wiederaufgebaut werden.
Der Film „Bitka na Neretvi“, in der deutschen Version „Die Schlacht an der Neretva“, gilt als einer der bekanntesten und teuersten Filme, der in Jugoslawien in Koproduktion mit Deutschland und
Italien produziert und gedreht wurde. So wurden neben den prominenten Hauptdarstellern 6.000 Statisten beschäftigt.
Der historische Hintergrund des Films basiert auf der „Operation Weiß“ welche auch als „Vierte-Anti-Partisanen-Offensive“ in die Geschichte einging und das Ziel der Zerschlagung der Partisanen um
Tito hatte. Der prominent besetzte Actionfilm von 1969 entspricht dem Mainstream der Zeit, die Gesellschaft mit der kommunistischen Ideologie zu beeinflussen.
Hauptdarsteller waren internationale Filmstars wie Orson Welles, Curd Jürgens, Yul Brynner, Hardy Krüger, Franco Nero, Anthony Dawson, Milena Dravic und Ljubisa Samardzic.
Die Verkörperung der Protagonisten durch internationale Größen wurde bewusst gewählt um nicht nur als Partisanenfilm im Stil der US-Western Publikum an die Kinokassen zu locken sondern auch als
Propagandafilm, als Roter Western, die Partisanenvergangenheit zu verklären.
Insbesondere verkörpert der Film den Stereotyp gute Partisanen versus böser deutscher Besatzer und ihrer Verbündeten welche allesamt als brutal und menschenverachtend, die Partisanen hingegen
ausschließlich als mitfühlend und aufopferungsvoll dargestellt wurden. Die Person von Tito scheint im Film nicht auf aber aufgrund der Dialoge erfährt der Zuschauer, dass Erfolge der
kommunistischen Partisanen auf seinen Entscheidungen basierten.
Das Filmplakat für die englischen Version des Films "Battle of Neretva" wurde von dem berühmte Maler Pablo Picasso gestaltet. Der berühmte Künstler, der seit 1944 bis an sein Lebensende
Mitglied der kommunistischen Partei war, verzichtete auf eine finanzielle Gegenleistung und bat lediglich um eine Kiste der besten jugoslawischen Weine.
Zentrales Thema des Films sind neben zahlreichen Actionszenen in denen auch Dörfer aufgebaut wurden um sie für den Film spektakulär zu zerstören die Sprengung der Eisenbahnbrücke bei Jablanica
welche zur Legende stilisiert wurde.
Ein tragischer Unfall überschattete die Dreharbeiten. Kameramann Đorđe Jolić starb während der Dreharbeiten zu einem Fliegerbombenangriff. Die Flugzeuge trugen Betonbomben, die so bemalt waren, dass sie wie Metall aussahen. Eine dieser Filmbomben flog in den Bunker, in dem sich die Kameraleute befanden und töte den Kameramann Jolić.
Eine lustige Anekdote eines Zeitzeugen erzählt, dass für die Hauptdarsteller regelmäßig Hummer mit einem Hubschrauber eigeflogen wurden. Als es einmal zu einer Verspätung am Filmset kam, konnten sich die Arbeiter und Mitarbeiter des Filmteams an den Köstlichkeiten delektieren, für die Hauptdarsteller wurde ein weiterer Hubschrauberflug organisiert um frischen Hummer zu liefern.
Das Museum „Bitka za ranjenike na Neretvi“ wurde unmittelbar bei der gesprengten Brücke 12. November 1978 im Beisein von Josip Broz Tito eröffnet. Es bietet leider wenig Fotomaterial der Narentabahn des 2. Weltkrieges aber Dokumentationsmaterial zum Film „Schlacht an der Neretva“. Es ist weniger als historisch objektive Präsentation der Ereignisse von 1943 denn als historische Dokumentation der späten 70er Jahre mit dem unveränderten Schwerpunkt auf Titos Jugoslawien zu sehen. Das Museum lässt den oktroyierten mainstream der Zeit nachfühlen und setzt auf Titostalgie. Im Museum befinden sich neben etlichen Originaldokumenten Relikte der Zeit und lebensgroße Dioramen.
Die Aufnahmen und Abbildungen von Symbolen wie Hakenkreuz, rotem Stern oder Hammer und Sichel in diesem Artikel dienen einzig und allein wissenschaftlichen und aufklärerischen Zielen und einem vertieften Verständnis der Zeitgeschichte.
MAG Reisemagazin Tipps & Links
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