Wer ist was am Zug? Lokführer, Zugführer, Schaffner, Liege- & Schlafwagenschaffner

Eisenbahn Betriebsabwicklung & Dienstvorschriften zusammengefasst aus den Verkehrsvorschriften der ÖBB und anderer europäischer Eisenbahnen der 80er Jahre

Wer ist was am Zug? © MAG Eisenbahnmagazin im MAG Lifestyle & Reisemagazin, Fotograf Michael Alexander Grandits
Wer ist was am Zug? © MAG Eisenbahnmagazin im MAG Lifestyle & Reisemagazin, Fotograf Michael Alexander Grandits

18.05.2025  MAG Lifestyle Magazin -
MAG Eisenbahnmagazin - MAG Eisebahmagazin - Zugbegleiter

Wer ist was bei Reisezügen?

Lokführer, Zugführer, Schaffner, Liegewagen- & Schlafwagenschaffner

Wer ist was am Zug? © MAG Eisenbahnmagazin im MAG Lifestylemagazin
Wer ist was am Zug? © MAG Eisenbahnmagazin im MAG Lifestylemagazin

Signalvorschrift V2 der ÖBB

Die Signalvorschrift V2 galt für galt für Haupt und Nebenbahnen und war, bis auf kleine Änderungen auch in den 80er Jahren.Für den richtigen Gebrauch der Signale und Signalmittel war jeder Bedienstete verantwortlich, der sie anzuwenden oder bedienen hatte. Die Signalmittel, mit denen die Bediensteten ausgerüstet sein müssen, sind aus Anlage 2 dieser Vorschrift ersichtlich.

Signalvorschrift V2 der ÖBB Ausgabe 1962 Archiv Grandits © MAG
Signalvorschrift V2 der ÖBB Ausgabe 1962 Archiv Grandits © MAG

Zugführer

Der Zugführer ist nicht der Lokführer und fährt daher nicht den Zug.

Der Zugführer trägt die Verantwortung für die Sicherheit und ordnungsgemäße Abwicklung einer Zugfahrt und muss über Streckenkenntnis verfügen. Dem Zugführer obliegt schriftlich alle über die Fahrt des Zuges betreffenden Ereignisse auf der ihm zugeteilten Strecke festzuhalten. Der Zugführer ist den Schaffnern vorgesetzt, seine Uniform ist identisch mit jenen der Scahffner aber seine Dienstausübung verlangt die Ablegung zusätzlicher Prüfungen.

 

Taschenlampe und Mundpfeife der Zugbegleiter © MAG Eisenbahnmagazin
Taschenlampe und Mundpfeife der Zugbegleiter © MAG Eisenbahnmagazin

In mit Fahrdienstleitern besetzten Bahnhöfen erteilt der Fahrdienstleiter dem Lokführer den Abfahrtsbefehl mit dem Befehlsstab nachdem die Schaffner Abfahrtsbereitschaft durch heben der rechten Hand und bei Nacht zeigen eines weissen Lichts mit der Taschenlampe signalisiert haben.

In mit Fahrdienstleitern unbesetzten Bahnhöfen erteilt der Zugführer dem Lokführer den Abfahrtsbefehl bei Tag durch einen kleinen Befehlsstab, die Winkscheibe, in Österreich eine runde weiße Scheibe mit grünem Rand, bei Nacht durch ein grünes Licht seiner Zugbegleiter Taschenlampe welche durch verschiebbare Farbscheiben weißes oder grünes Licht anzeigen kann. Wenn notwendig, kann der Abfahrtsbefehl durch zwei lange Pfiffe mit de Mundpfeife ergänzt werden.

Fahrdienstleiter zeigt herstellen von Abfahrtsbereitschaft,  Archiv Grandits © MAG Eisenbahnmagazin
Fahrdienstleiter zeigt herstellen von Abfahrtsbereitschaft, Archiv Grandits © MAG Eisenbahnmagazin
Fahrdienstleiter gibt Abfahrtsbefehl mit dem Befehlsstab, Archiv Grandits © MAG Eisenbahnmagazin
Fahrdienstleiter gibt Abfahrtsbefehl mit dem Befehlsstab, Archiv Grandits © MAG Eisenbahnmagazin

Schaffner

Der Schaffner trägt die Verantwortung für die ihm zugeteilten Reisezugwagen, kontrolliert die Fahrkarten der Reisenden und muss über Streckenkenntnis verfügen. Er gibt dem Fahrdienstleiter oder Zugführer "Abfahrtbereitschaft" für seinen Teil des Reisezuges, bei Tag durch heben des rechten Armes, bei Nacht durch ein weißes Licht seiner Zugbegleiter Taschenlampe.

Taschenlampe und Mundpfeife der Zugbegleiter © MAG Eisenbahnmagazin
Taschenlampe und Mundpfeife der Zugbegleiter © MAG Eisenbahnmagazin

Schlafwagenschaffner

Schlafwagenschaffner tragen die Verantwortung für ihren Schlafwagen und benötigen keine Streckenkenntnis, Sie werden auf international verkehrenden Zügen auch im grenzüberschreitenden Verkehr auf der gesamten Laufstrecke des Schlafwagens eingesetzt. Dem Schlafwagenschaffner obliegt der "Fahrtbericht mit abgenommenen Bettkarten" für seinen Schlafwagen sowie Bewirtung der Schlafwagengäste mit kalten und warme Getränke. Weiters obliegt dem Schlafwagenschaffner die Sicherheitsaufsicht bei Nacht sowie bei manchen grenzüberschreitenden Zügen das Einsammeln der Fahrkarten und Personaldokumente der Reisenden um bei Grenzübertritten diese den Grenzorganen vorzulegen und die ungestörte Nachtruhe der Reisenden zu ermöglichen.

In Österreich, sowie Italien und Frankreich, wurden bis in die 80er Jahre die Schlafwagen von Schlafwagenschaffner der Wagon Lits betreut, wofür mehrsprachigkeit Voraussetzung war. Charakteristisch war für Schlafwagenschaffner der Wagon Lits die seit Gründung der Gesellschaft klassisch braune Uniform mit Uniformkappe nach französischem Vorbild und der Vierkant Schlüssel aus Messing.

In anderen europäischen Ländern gab es unterschiedliche Schlafwagengesellschaften, z.B. in Jugoslawien die KSR, in Ostdeutschland die Mitropa und in Westdeutschland die DSG.

Wagon Lits © MAG Eisenbahnmagazin
Wagon Lits © MAG Eisenbahnmagazin
Vierkant Schlüssel aus Messing der Wagon Lits © MAG Eisenbahnmagazin
Vierkant Schlüssel aus Messing der Wagon Lits © MAG Eisenbahnmagazin

Liegewagenschaffner & Liegewagenbetreuer

Der Liegewagenbetreuer trägt die Verantwortung für seinen Liegewagen wobei maximal 2 Liegewagen durch einen Begleiter betreut werden dürfen. Dem Liegewagenschaffner oder Liegewagenbetreuer obliegt der "Fahrtbericht mit abgenommenen Liegekarten" für seinen oder seine Liegewagen. Liegewagenbetreuer benötigt keine Streckenkenntnis und werden auf international verkehrenden Zügen auch im grenzüberschreitenden Verkehr auf der gesamten Laufstrecke des Liegewagens eingesetzt. Weiters obliegt dem Liegewagenbetreuer die Sicherheitsaufsicht bei Nacht sowie bei grenzüberschreitenden Zügen das Einsammeln der Fahrkarten und Personaldokumente der Reisenden um bei Grenzübertritten diese den Grenzorganen vorzulegen und die ungestörte Nachtruhe der Reisenden zu ermöglichen.

In Österreich wurden planmässig im Regelverkehr eingesetzte Liegewagen von Schaffnern oder Zugführern der ÖBB des jeweiligen Ausgangsbahnhofes betreut. Alle Sonderliegewagen und Liegewagen auf Sonderzügen oder saisonal verkehrende Zügen wurden von Liegewagenbetreuer des Österreichischen Verkehrsbüros ÖVB betreut.

 

Liegewagen ÖBB Bc 51 81 59-30 002-0 © MAG - Fotograf M.A. Grandits
Liegewagen ÖBB Bc 51 81 59-30 002-0 © MAG - Fotograf M.A. Grandits
ÖBB Dienstanweisung & Unterlagen Liegewagen © Fotograf M.A. Grandits
ÖBB Dienstanweisung & Unterlagen Liegewagen © Fotograf M.A. Grandits

Liegewagenbetreuer des ÖVB auf Sonderliegewagen

Bei Sonderliegewagen welche nicht auf durchgehenden Zügen befördert wurden sondern einen Zugwechsel, also einen Verschub des Sonderliegewagens von einem auf einen anderen Zug mit Verschublok in Unterwegsbahnhöfen bedingten, gehörte der Kontakt zum Bahnpersonal der jeweils zuständigen Eisenbahngesellschaft ebenfalls zu den Dienstaufgaben des Liegewagenbetreuers um am „richtigen“ Zielbahnhof anzukommen. Bei Verspätungen, speziell auf den Balkanrouten nach Istanbul oder Athen, gehörte es ebenfalls zur Aufgabe des Sonderliegewagenbetreuers in jenem Bahnhof in dem der verspätete Zug endete eine möglichst rasche Weiterbeförderung mit alternativen Zügen bei dem diensthabenden Fahrdienstleiter zu beantragen. Die Liegewagenbetreuer erhielten mit ihrem Fahrtauftrag das sogenannte Diensttelegramm der ÖBB GD IV/4 mit allen Zugwechseln. Zumeist wurden die Sonderliegewagen gemeinsam mit den in den 80er Jahren noch üblichen Kurswagen befördert, sodass genügend Zeitreserve für den Übergang, also den Verschub, auf den neuen Zug eingeplant war. Anders verhielt es sich bei Sonderliegewagen in Relationen, in denen keine Kurswagen vorgesehen waren oder bei nicht vorhersehbaren Betriebsstörungen wie ausgefallenen Signalanlagen, defekten Lokomotiven und temporären Streckensperren aufgrund von Unfällen oder Umwelteinflüssen. Wenn der geplante Übergang des Sonderwagens auf den planmäßig vorgesehenen Zug aufgrund der Verspätung nicht möglich war, also der vorgesehene Eil- oder Schnellzug bereits planmäßig abgefahren war, durften mit Reisenden besetzte Sonderwagen auf Teilstrecken nicht mit Güterzügen aber mit alternativen Schnellzügen oder auch Personenzügen befördert werden um den geplanten oder einen anderen Anschlusszug zu erreichen um die Ankunft am Zielbahnhof mit der möglichst kürzesten Verspätung zu ermöglichen.

 

Ansteckschild ÖVB Liegewagenbetreuer 80er Jahre © Fotograf M.A. Grandits
Ansteckschild ÖVB Liegewagenbetreuer 80er Jahre © Fotograf M.A. Grandits
ÖVB Liegewagenbetreuer & Chef der KSR in Split © MAG Eisenbahnmagazin
ÖVB Liegewagenbetreuer & Chef der KSR in Split © MAG Eisenbahnmagazin

Lokführer oder Triebfahrzeugführer

Der Lokführer oder bei Triebwagen auch Triebfahrzeugführer genannt fährt den Zug, muss über die Prüfung für das geführte Triebfahrzeug und Streckenkenntnis verfügen.Er erhält den Abfahrtbefehl bei mit Fahrdienstleitern besetzten Bahnhöfen von eben diesem, bei unbesetzten Bahnhöfen vom Zugführer, da er vom Führerstand seiner Lok oft nicht den gesamten Zug einsehen kann. Das "grün anzeigende Signal" gibt nur die Strecke frei, der Abfahrtsbefehl zur sicheren Abfahrt, das bedeutet keine zusteigenden oder aussteigende Passagiere, erhält der Lokführer bei Reisezügen vom Fahrdienstleiter oder vom Zugführer. Der Lokführer ist ebenfalls für die Begutachtung von technischen Problemen auf Reisezugwagen wie ausgefallene oder nicht lösende Bremsen an einzelnen Waggons zu informieren und entscheidet über die Weiterfahrt des Zuges.

Ausfahrtsignal Bahnhof Licko Lesce 03.08.2034 © MAG Foto M.A. Grandits
Ausfahrtsignal Bahnhof Licko Lesce 03.08.2034 © MAG Foto M.A. Grandits

Relation

Die Relation bedeutet zwischen welchen Anfangsbahnhöfen und Zielbahnhöfen ein Zug verkehrt. Der Anfangsbahnhof ist jener, in dem der Zug zusammengestellt wird. Wenn der Zug mit Zugnummer 1355 in Wien Südbahnhof zusammengestellt wurde und nach Split verkehrte und als Zug 1354 in Gegenrichtung geführt wurde bedeutet das, dass der Zug in der Relation Wien – Split verkehrt. Unterwegs können dem Zug Kurswagen, Speisewagen oder Sonderwagen bis zum Endbahnhof oder auf Teilstrecken beigestellt werden.

Ansteckschild ÖVB Liegewagenbetreuer 80er Jahre © Fotograf M.A. Grandits
Ansteckschild ÖVB Liegewagenbetreuer 80er Jahre © Fotograf M.A. Grandits

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