01.08.2020 Evgenia Muravyeva
Atri ist eine kleine italienische Stadt, die 444m über Meeresspiegel auf drei Hügeln in der Provinz von Teramo liegt.
Mit so einer Position bietet Atri eine wunderschöne Aussicht aufs Meer: bis zur Adriaküste sind es nur 10km. Und wenn man den Blick in die andere Richtung zum Westen wendet, kann man die Spitzen
vom atemberaubenden Gran Sasso bewundern.
Atri ist nicht nur als Aussichtsplattform gut: außergewöhnliche Naturlandschaften kann man in der unmittelbaren Nähe zur Stadt erleben. Außerdem entfaltet sich die kleine italienische Gemeinde von nur 10 Tausend Einwohnern als Zentrum für Kunst und Geschichte beim näheren Kennenlernen.
Atri wurde im 11. (nach manchen Angaben schon im 9.) Jahrhundert vor Christus erbaut und war damals unter den Namen Hadria oder Hatria (auch Adria/Atria) bekannt. Der Legende nach ist der Stadtname von dem Gott Hatranus abzuleiten, den die Illyrer, die Stämme aus südöstlichen Italien, verehrten. Manche Historiker behaupten auch, dass das Adriatische Meer der antiken Stadt seinen Namen verdankt. Nun ab diesem Punkt wird es interessant.
Denn es gibt in Italien noch eine “Zwillingsstadt”, die fast genauso heißt. Das ist Adria, die in Veneto Region zu finden ist. Die “Zwillingsstadt” hat genauso viel Anspruch darauf, als Namensgeberin für das Meer zu sein.
Wie dem auch sei, unbestritten bleibt, dass die Stadt von Atri, unabhängig von allen Legenden, einzigartig und mit keiner anderen zu vergleichen ist.
Von dem antiken Gesicht der Stadt ist in Atri noch viel erhalten geblieben, und bei Spaziergängen durch die engen
ruhigen Straßen kann man in die römische Epoche eintauchen. Einmal gibt es hier die Reste von den römischen Mauern mit drei Toren: Porta Macelli, Porta San Domenico und Capo d’Atri und ein
römisches Theater.
Unterirdisch findet man eine römische Zisterne vom 3. Jahrhundert vor Christus. Der rechteckige Raum mit 24m Breite und 26m Länge hat zur antiken Zeit als Behälter für 24 Quadratmeter Wasser gedient. Bewundernswert ist nicht nur der Wasserumfang, sondern die Fresken, die man auf den Stützen des Raums noch sehen kann.
Weitere Spuren von der römischen Kunst findet man in Basilica Maria Assunta, die im Jahr 1223 über den Resten von den
römischen Bädern erbaut wurde.
Die originellen Mosaiken der Bäder mit Fischmustern können heute die Besucher direkt unter ihren Füßen bestaunen, denn dafür hat man ein Glas in den Kirchenboden eingebaut.
Und wenn man die Augen vom Boden abhebt, da wird man einem Freskenzyklus vom lokalen Künstler Andrea De Litio, das
aus dem 15. Jahrhundert stammt, begegnen.
Somit verkörpert der Dom von Atri die ganzen drei Epochen in sich: die Antike, das Mittelalter und die Renaissance
Übersehen werdet ihr ihn sicher nicht:
Dank dem Glockenturm (campanile), der in die 56m Höhe über die Dächer von Atri emporsteigt, ist das Stadtwahrzeichen von überall zu erkennen.
Das mit der Kirche verbundene mittelalterliche Kloster mit seinem Innenhof umgeben von Kolonnaden ist auch einen
Besuch wert.
Beim weiteren Spaziergang durch die Altstadt begegnet man noch einer Vielzahl von Kirchen:
San Agostine (14. Jhr),
San Andrea Apostolo (14. Jhr),
Santa Chiara (13. Jhr),
San Spirito (12. - 18. Jhr).
Und Chisea de San Francesco, im Stile von Baroque gebaut, wird jedes Jahr zum Zentrum des Festes des Schutzpatrons.
Als Schutzpatronen kann man auch die Herzogen
von Acquaviva sehen. Dank dem Einfluss dieser Adelsfamilie ist die Stadt zu ihrer Pracht als Zentrum für Kultur und Kunst aufgestiegen.
Nach dem Zerfall vom Römischen Reich hat Atri durch eine turbulente Zeit von Konflikten gehen müssen. Doch ab dem 14. Jahrhundert (1393) hat die Stadt wieder so wie zu keiner anderen Zeit geblüht mit dem Anfang des Reichs von Acquaviva Fürsten. Als Zeuge ihres Reichs steht hier immer noch ihr Familienschloss, Palazzo dei Duchi, das noch zu heutiger Zeit eine bedeutende Rolle als der Sitz für die städtische und die regionale Regierung vom ganzen Teramo erfüllt.
Im Herzogschloss versteckt sich auch ein echter Schatz für Kunstliebhaber:
ein Porträt von Giovanni Francesco Aquaviva vom weltbekannten Künstler Tizian (Tiziano Vecellio) gemalt.
Dann öffnet noch das Kunstmuseum von Atri seine Türen für Kunstbegeisterte. Museo Capitolare di Atri verfügt über eine Kunstsammlung, die eine Zeitspanne vom 13. bis ins 20. Jahrhundert
umfasst.
Weiterhin ist das Ethnographische Museum mit 2000 Sammelstücken interessant, das auch in der Altstadt leicht zu finden ist.
Wenn euch die Räume von Kunsthallen doch zu eng sind und ihr euch nach anderen Weiten sehnt, folgt dem Motto “Go
West” und so gelangt ihr bei Naturskulpturen von Atri.
Die sogenannten Badlands, auf Italienisch Calanchi genannt, sind Risse in den steilen Hügeln, die die Erosion hier hinterlassen hat. Man bekommt den Eindruck, als ob der Wind über Dünen in der
Wüste gestreift und skurrile Muster gezeichnet hat, die so für immer erfroren geblieben sind….Das Naturwunder kann man auf eigene Faust erkunden oder eine Führung buchen.
Das 380 Hektar Calanchi Gebiet
beherbergt eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen und steht sogar unter dem Schutz vom World Wildlife Fund (WWF).
Wenn ihr gern mit Fahhrad unterwegs seid, findet ihr in der umliegenden Cerrano Gegend viele spannende Routen.
Macht gern einen Halt bei dem Cerrano Wachturm, der am Ort des antiken Hafens liegt.
Nach viel Körpereinsatz kann man am besten die Kräfte bei einem guten Essen wieder aufbauen. Auf der Piazza Duomo,
dem Zentralplatz der Stadt am Dom von Atri, kann man einen entspannenden Sonnenbad in einem der vielzähligen Cafes genießen. In Sachen Essenskultur ist die kleine Atri Kommune auch
vielseitig.
Als traditionelles Gericht gilt “Pan Ducale” (“Herzogsbrot”), eine Art Mandelnpizza, die unter den Acquaviva Herzögen sehr beliebt war. Noch ein Gaumengenuss ist die Gnocchi mit Walnüssen.
Verpasst auch nicht die Möglichkeit, Zubereitungen aus Lakritz zu probieren und schaut beim lokalen Markt vorbei. Ihr werdet noch mehrere Stände mit “Piccorino” finden - einem Schafkäse mit etwas
würzigen Noten.
Und natürlich gehört zu einem guten Käse ein Glas Wein, denn,
wie viele Orte in Italien, ist Atri nicht nur Kunst- und Geschichtsstadt, sondern auch eine Weinbaustadt.
Vinum Hadrianum vom lokalen Winzer Piero Pavone fängt in seinen Weinen den richtigen Spirit von Atri ein.
Die typischen Rebsorten Montepulciano d’Abruzzo und Trebbiano d’Abruzzo reifen nach der traditionellen römischen Methode zusammen mit Weintraubenschalen, und zwar in Amphoren aus dem lokalen Ton.
Vinum Hadrianum verkörpert eine echte Liebe zur Heimaterde.
Diese Weine bleiben ihrer Bezeichnung als “Naturwein” absolut treu und folgen dem Nicht-Eingreifen-Prinzip: weder künstliche Pflanzenschutzmittel beim Weinberg noch Reinzuchthefe bei der
Weingärung kommen zum Einsatz. Ein Stück Atri in einem Weinglas kann man schon im August genießen!